135. Tag

[...] Abgehoben Mittwoch, 28. Juni, 18.50, guter Flug, Ankunft Dienstag, 27. Juni, 23.40 Uhr local time. Hoppla! -> Überschreiten der Datumsgrenze gibt mir die Möglichkeit, zwei Mittwöcher, den 28. 6. zu haben (yet another paradise, yet ano ther wednesday...). 2 h Zeitdifferenz sind es zwischen Fiji und den Cook Islands, und ein Tag. Ich wechsle von UTC+12 zu UTC-10, damit bin ich nicht mehr 10 h voraus gegenüber daheim, sondern 12 h zurück. Aber das hole ich peu a peu wieder auf, speziell auf dem Flug LAX-FRA.
Am Flughafen wurden wir dann von eingeborener Musik und einer Tänzerin begrüßt sowie ich von Barbara, die mit meinem Flieger gleich nach Tahiti weiterfliegt. Zu langweilig hier, wenn man kein Geld hat, um auf die anderen Inseln zu fliegen [ja!]. Aber: sie hat einen Platz zum Schlafen für mich organisiert, bei dem obersten Zahnarzt der Inseln, der seit kurzem auch in Tourismus diversifiziert hat und das Haus wohl auch a ls Gästehaus für hospitierende Zahnarztadepten aus Europa gebaut hat: sehr sauber, große Zimmer, ich habe im Moment eines für mich alleine, gute Betten, und nicht mal (allzu) teuer.

136. Tag

Zum Frühstück in ein Café, teuer, dann mit dem Fahrrad nach Avarua, der Hauptstadt (respektive Hauptort, auf einer Insel mit 10.000 Einwohnern). Post weggeschickt, Filme und T-Shirts, sowie das 2. diary als registered mail, hoffentlich geht das nicht auch so verloren wie das Birthday-Packl. Post geholt, den Brief von Schatz aus Auckland, der 8 Tage dorthin gebraucht hat und am 3. Juni schon dort war, aber nicht an mich ausgehändigt wurd e. ???
Jetzt im Café bLUe NotE den Brief und die Cook Island News gelesen, beides hervorragende Lektüre. Interessanter Fakt auf der Fahrt hierher: große Mengen an Grabstätten. Es sieht so aus, als hätte jede Familie die Gräber ih rer Vorväter im Garten. Natürlich gibt es auch Gräber an den Kirchen, aber die Bestattung im eigenen Garten scheint hier üblich zu sein [s. a. 139. Tag]. Und das Wetterbulletin: cloudy, windy, kein Regen. Die Insel selber ist klein, recht gut gepflegt, viel besser als Fiji, und hat das Riff mit dem typisch türkisblauen Ozean auf der einen und regenwaldbedeckte Hügel auf der anderen Straßenseite der Ringstraße. Die 32 km lang ist. Jetz t: Plan abgreifen.
Von wegen. Die Touriinfo hier ist weit weniger orientiert als die in NZ, und über das Tauchen in Aitutaki wußte hier keiner Bescheid, also ins Reisebüro gegangen, gefragt, und auch keine neuen Erkenntnisse gewonnen. Na ja.
Auf dem weiteren Verlauf der Tour bin ich dann noch bei zwei lokalen Diveoperators vorbeigeschaut, die mir auch nicht helfen konnten. Dafür bin ich dann in den Regen gekommen, und nach Hause hat's dann auch länger gedauert, also ich dachte, daf& uuml;r bin ich dann nachher in der Abenddämmerung ins Meer geplanscht, nur daß dort, wo ich reinbin, es für 50 m nur über Korallen in einer Tiefe von 20 cm ging, so daß ich irgendwann einfach umgedreht bin, es war eh saukalt. Wa s sich in der Dusche dann fortgesetzt hat. Zwar nicht saukalt, aber doch ganz deutlich nicht warm. Sodann versuchte ich, mir Spaghetti Carbonara zu machen, bis ich feststellte, daß weder Öl noch Origano da waren und ich den Käse vergessen hatte. Toll. Wenigstens hat's dann noch den passenden tropical downpour gegeben, um meine Stimmung abzurunden. Ach ja, den Tauchmenschen auf Aitutaki habe ich vom nahegelegenen Resort aus angerufen, was mich lächerliche 4.50 $ gekostet hat und keinerlei Auskunft gebracht hat, da er nicht da war und seine Frau keine Ahnung hatte. Und das Cook Lager, das ich mir auf dem Rückweg gek auft hatte, schmeckte auch wie Elefantenpiesel. Ähnlich wie der jungle juice, den mir wohlmeinende andere Gäste auf's Auge gedrückt haben: alle lokalen Früchte gemixt und dann vergären lassen. Bissl besser als Kava, aber nicht viel.

137. Tag

Neuer Tag, neues Glück, altes Wetter. Heute auf zum cross island trek, wozu ich schon das Pamphlet in der Touriinfo besorgt hatte: "It's easy, you can't get lost!". [ <- Verdächtige Bemerkung, isn't it?] Also zwei Bananen eingepackt (von der com plementary Staude), die Wasserflasche gefüllt (1/2 Liter, in ein paar Stunden in Avarua würde ich ja dann Flüssigkeit nachtanken können), zum Sheraton gehitcht und das Schild mit der "no begin, exit only"-recommendation tapfer ignorier t (es war wirklich nur "recommended"!). 20 min Straße, recht uninteressant, dann ein Wasserfall (Yet another waterfall, diesmal mit Rohr quer durch), und dann ab in den Busch. Den buschigsten Busch, den dschungligsten Dschungel, den ich je hatte, un d das schließt Malaysia mit ein. Der Trek hier ist in Teilen schon sehr überwuchert, häufig geht's richtig steil hoch, Bäume werden nicht, wie in AUS oder NZ, weggeräumt, sondern verrotten.
Aus Farnland raus ging's dann ins Unterholz, was etwas besser war, aber den Pfad zu finden, gestaltete sich schwieriger. Speziell ob es jetzt geradeaus oder über den Bach rüberging, war nicht immer klar. Rechts ging dann mal ein sehr schlammiger Pfad extrem steil hoch, für etwa 20 Höhenmeter, dann wurde das besser. Weitere 1200 m später stellte ich dann fest, daß ich auf einem Grat gelandet war, der mich möglicherweise nicht zum Ziel, der Needle, führte, sondern au f einen anderen Berg, wesentlich höher und rechts davon. Auf etwa 450 m Höhe, auf die Needle herunterblickend, was ich dem Pamphlet nach nicht können dürfte, war mir dann klar, daß ich falsch war. Aber auf der anderen Seite des B erges, den ich gerade hochstieg, war wieder ein Trek eingezeichnet, daher versuchte ich, dorthin zu connecten; auch weil inzwischen die ridge so etwas wie 80 cm breit war, dafür aber 40 m Fall auf der einen und 50 m sheer drop auf der anderen Seite, schlammig und mit nicht viel Vegetati on zum Festhalten, und somit das Zurückgehen vermutlich wesentlich gefährlicher war als das Weitergehen.
Nichtsdestotrotz, irgendwann war ich dann an einem Punkt, wo Bäume den ganzen Grat einnahmen, und dahinter eine Felswand aufragte, an der ich einfach nicht mehr weiterkam. Also heftete ich für die Rettungsboys eine message an den Baum, wo ich mi ch befand, eingewickelt in eine gelbe Plastiktüte (weiß schon, tut man nicht), und machte mich auf den Rückweg, nicht besonders guter Laune, und den Einbruch der Dunkelheit fürchtend, in der Angst, daß ich, selbst wenn ich nicht abrutsche und in die Schlucht falle, mit noch einer halben Flasche Wasser und einer Banane dort oben übernachten müßte; eine Angst, die ex post recht unbegründet war, ich hatte ein frisches Set Batterien für die Taschenlampe dab ei, und erstmal von der ridge runter hätte ich den Weg schon gefunden. Wesentlich störender wäre ein tropical downpour gewesen, der aber glücklicherweise erst abends kam. Der Weg zurück war dann an vielen Stellen extrem rutschig, ohne viele Haltepunkte, absolut scary. Nicht umsonst trägt dieser Grat den Namen "suicide ridge", wie ich später von dem Mädel in der Touriinfo erfuhr.
Aber, wie diese Zeilen beweisen, ich hab's geschafft und war sogar noch in der Lage, den Trek zu beenden, auch wenn ich nicht mehr rechtzeitig war, um ins Reisebüro zu laufen und alles zu erledigen, aber immerhin nahmen sie noch meine Buchung auf f&u uml;r den Flug morgen nach Aitutaki.
Für's Abendessen eingekauft und zurück, wo ich mitten in ein BBQ platzte, was mir auch nicht unrecht war. Danach mitm Auto und Meredith (glaub ich) in Pret a Porter, witzig, auch wenn wahrscheinlich die Hälfte aller Insiderjokes an mir vorb eigegangen ist.

138. Tag

Bissl Frühstück, bissl Post, bissl Buchen, bissl Museum + Cultural Centre (Holla: '90 begonnen zu planen, '92 finished; benannt nach dem immer noch amtierenden prime minister), bissl Cappuccino + Crepes Nutella mit Postkartenschreiben, und schli eßlich bissl Flieger nach Aitutaki. Embraer Bandeirante, ~20 Sitze, Jetprop, furchtbar laut, und kein In-flight-entertainment-System außer der Maiausgabe des "Pacific Way", des Air-NZ-Magazi ns, das ich als momentaner Vielflieger aber schon kannte. Mittlerweile (natürlich) war es in Raro wieder gutes Wetter, in Aitutaki war es bewölkt. In Turia's Guesthouse treffen wir auf eine Norwegerin, die mit ihren zwei Kindern (Sandra, 10 1/2, dunkelhäutig, adoptiert aus Ecuador und Tore, 6 1/4, skandinavischer Typ) für 5 Monate hier wohnt.
Zusammen gehen wir dann um 9 ins Rapae Hotel, die Show ansehen; interessant, aber nicht so sonderlich toll. Gleich gegenüber jedoch, in Ralphies, gab es direkt danach eine Show, und die war ganz schön gut, mit dem entsprechenden Hairdress und de m Hüftschwung. Die jüngste der Kinderriege war 5 und hatte einen Hüftkick drauf, um den sie jede europäische Frau nur beneiden könnte. Die älteren (12-14) hatten dann auch die "typischen" Kokosnußtops; von diesen die be ste Tänzerin war wohl die etwas fleischige, bei der es absolut erstaunlich war, wie beweglich sie in den Hüften war: die Hüfte rasselte, daß es eine Freude war, und der Oberkörper war dabei praktisch völlig ruhig. Die Mä ;nner haben ein ähnliches Wackeln in den Knien, und als ich dann (von der 5-jährigen) auf die Bühne geholt wurde (zuwammen mit vielen anderen), zog ich mir für eine gute Show die Sandalen aus, was auf dem rohen Betonboden dazu füh rte, daß ich mir den linken Fuß aufriß; evtl hatte sich am Ballen schon eine Blase gebildet vom Bergsteigen, und die drehende Bewegung riß es dann auf. "Ouch!" Also versucht, das zu verarzten, für's desinfizieren kam dann wied er mal der Wodka handy, aber blöd war's schon. Dafür sah's aber sehr gut aus, hab' ich mir dann hinterher sagen lassen! Schade, daß ich dann schon zurückmußte, die Einheimischen tanzten wohl noch bis um 2.

139. Tag

Morgens früh endlich den Tauchmenschen erwischt, er hatte nicht so die Ahnung von einem advanced course, also bin ich auf die lagoon cruise. Erstmal Schnorcheln, passable visibility, passables wildlife, wenig Korallen, aber r iesige Seeigel. Dann weiter auf eine vulkanische Insel, die früher einmal die Leprastation war, und lunch auf One Foot Island. Lecker war Rukau, Taroblätter in Kokosmilch, gibt sowas wie den blubb-Spinat, aber besser. Die lokalen Fische scheinen Barrakuda und Snapper zu sein. Auf der Insel bin ich gerade noch. Halt wieder mal so ein tropisches Paradies. Nur die Farbe des Wassers ist wirklich outstanding. So, und bevor wir jetzt wieder abfahren (sog ar Sonne ist), muß ich jetzt doch noch bissl Schwimmen gehn.
Netter Effekt am Rande: selbst auf dieser Insel, die nichtmal bewohnt ist, konnte ich mit plastic money bezahlen.
Father Don war mit auf der Tour, der hiesige katholische Pfarrer. Interessanter Typ aus Neuseeland, in seiner Freizeit konstruiert er Jachten und hat sogar ein Angebot für die Konstruktionsleitung der America's-Cup-Boote gehabt. Er erzählte ein paar News über die Gräber hier: nachdem es illegal ist, Land zu verkaufen, bleibt die Grabesstätte im eigenen Garten immer in der Familie, und diese lebt sozusagen noch mit dem Vorfahren zusammen. Außerdem sind das nicht einfach Gr&au ml;ber, sondern Gruften, und werden erst nach dem Tode des Verstobenen ausgehoben, müssen aber zur Beerdigung fertig sein, was hier in den Tropen typischerweise 24 h sind, aber vom Doktor auch auf 12 h verkürzt werden kann! Kein Wunder, daß ; die ganze Familie am arbeiten ist. Jedenfalls hat er mich (und alle anderen) für morgen in die Kirche eingeladen. Um 1/2 4 ging's dann zurück, mit dem stotternden Motor über die Lagune ("Father Don, now would be a good time to show us tha t trick with walking over the water!"). Dann endlich mit Neil Tacheles geredet: 5 Dives, a 65 $, plus 50 $ Zertifizierungsgebühr = 350 $ Cashpreis, no problems whatsoever, der Kurs besteht aus 3 core dives (navigational exercise, deep dive + night di ve) sowie 2 wählbaren (Multilevel, was nichts anderes heißt als mit Computer zu tauchen, was wir sowieso die ganze Zeit tun, oder underwater photography). Montag um 8.30 Uhr geht's los.
Dann zurück, Sonnenuntergang am eigenen Strand gekuckt, leider hauptsächlich hinter Wolken, eingekauft (hauptsächlich Bananen, weil das das billigste war, nachdem sie von der Insel selber kommen), gegesen, geratscht, schlafen.

140. Tag

[Andy geht auch mit auf den Tauchtrip, er erinnert mich ziemlich an Riker, arbeitet für Microsoft und kommt aus Seattle.]
10.00 Kirche. Father Don begrüßt jeden persönlich am Eingang, diesmal muß man nicht (wie in Fiji) die Schuhe ausziehen; nach uns zieht eine Gruppe Pfadfinder ein, die mit Fahnen und Trommelwirbel von ihrem Vereinsheim gekommen waren. Der Gottesdienst verläuft recht normal, all das etwas persönlichere von Father Don ist auf Englisch, aber die wichtigenStandardgebete sind in Maori (die Cook-Islander nennen sichselbst auch Maori, und der Legende nach ist von einer Bucht auf Rarotonga die große migration nach NZ aufgebrochen; die Sprache ist jedenfa lls inzwischen verschieden vom Aotearoa-Maori). Natürlich gibt es keine Orgel, sondern wieder die vielstimmigen Gesänge, wenn auch diesmal die Präzision etwas zu wünschen übrig ließ. Zur Gabenbereitung werden hier Brot, Wein und Blumenkränze nach vorne gebracht, die dann dem Pfarrer und seinem Adlatus umgehängt werden. Dies, so erläuterte mir Father Don hinterher, sei ein zeremonielles Zeichen für Respekt gegenüber dem Ranghöheren und den Vorv&a uml;tern; Jesus wird hier einfach als unser gemeinsamer Vorvater in das bestehende Denksystem eingepaßt. Die Gäste werden wieder von Father Don mit Angabe der Herkunftsländer begrüßt, aber diesmal wird nicht von uns erwartet, da ß wir selber aufstehen, die Begrüßung erwidern und singen, was uns ziemlich unvorbereitet erwischt hätte.
Wesentlich mehr typische Inselatmosphäre fand ich dann danach in der alten Dorfkirche der CICC (Cook Islands Christian Church; die vorbeikommenden Missionare haben einfach das bestehende Glaubenssystem mit einer Auswahl ihrer Kirchen vermengt und dan n diesen neuen Glauben eingeführt, an den heute noch knapp die Hälfte der Einwohnerschaft glaubt): alle in weiß gekleidet, die Damen mit weißen, kunstvoll geflochtenen Hüten, die Herren im weißen Anzug mit weißem Hem d und weißer Krawatte, die Gesänge weit kunstfertiger ausgeführt ("The volume is rooflifting", wie lp schreibt), und Brot und Wein wird auf kleinen Tablets von den Ministers zu jedem getragen; diese tragen hinterher auch die kleinen Gl&aum l;ser wieder zusammen, in denen der Wein serviert wurde. Leider hatte ich diesmal keine Kamera dabei (kein Tonaufzeichnungsgerät habe ich sowieso immer bei mir), und bei späteren Besuchen war die Kirche dann zu.
In der Mittagshitze nach Hause zu laufen, war nicht so die brilliante Idee, aber dann lag ich dafür den halben Nachmittag im Bett und habe, dann noch später am Strand, "Brandenburg" fertiggelesen, was eigentlich im neuen wiedervereinigten Deutsc hland spielen sollte, aber doch nur eine mit hunderten falschen Details angereicherte Südamerikanaziverschwörungzurweltherrschaftsgeschichte war; nicht sonderlich gut, aber doch interessant genug, um es nicht einfach so wegzulegen. (Speziell nic ht auf einer Insel, wo es sonst einfach nix zu tun gibt.)
Während ich dann wieder mal das Nicht-Ereignis Sonnenuntergang beobachtete, schlug Emil vor, bissl den Strand runter auf ein Bier (oder so) ins Rapae zu gehen, wo er mich dann (Merci!) praktisch auf das BBQ einlud, mit allen müglichen Köstl ichkeiten, die die Cook-Island-Küche zu bieten hat. Zur weiteren Belustigung der Gäste wurde danach noch ein hermite crab race veranstaltet, bei dem auf den schnellsten Einsiedlerkrebs gewettet werden konnte.
Als ich zurück in mein Zimmer kam, katte ich dann eine höchst lästige Entdeckung zu machen: der kleine Tagesrucksack war nicht dort, wo ich ihn gelassen hatte, und war viel leichter als ich ihn in Erinnerung hatte, und der Badebeutel war ko mplett ausgeräumt aufs Bett. Eine Liste von Dingen, die fehlten, schloß ein das Sonnenbrillenetui, den Kameradeckel (höchst lästig, aber die Kamera selber war noch da), das kleine Handtuch, den Medizinbeutel, die Taschenlampe und ande re bits und pieces. Höchst lästig, aber um diese Uhrzeit auch nicht zu ändern. Offenbar waren es Kinder, die, wie ich später erfuhr, immer mal wieder dort "Spielzeig" requirierten, sonst wäre die Kamera sicher auch weg gewesen. Im merhin, das Tagebuch war noch da, die Filme waren noch da, und alles andere war eher höchst lästig als wirklich essentiell.

141. Tag

Früh aufgestanden, in der Hoffnung, die Kids hätten das Zeug, das ihnen nichts nützt, einfach weggeworfen, und siehe da: in einem sauberen Pfad zum Strand und zurück lag annähernd alles, was ich verloren hatte, außer der Tas chenlampe und meiner Reseerveflasche Duschgel. [Wobei die Taschenlampe weit lästiger ist als das Duschgel, weil ich gerade im Flieger nach Mauke sitze, wo es Höhlen zu erforschen gilt.]
Dann, etwas erleichtert, rüber zu Neil gehetzt, dort auf Andy getroffen, kurzes Briefing erhalten über Kompaß und Navigation, und dann zum Tauchen. Die See war etwas rauh, und die Sicht war lausig, ich hatte in Problem mit der Maske (zu fe st) und mit seasickness und fühlte mich entsprechend unwohl dort unten. Außerdem war an dieser Stelle das Leben nicht sooo abundant und colorful wie am Great Barrier Reef (Neil sagte später, daß die Unterwasserwelt nach Westen hin im mer farbiger werde), und ganz am Ende bei der zweiten Navigationsübung bin ich fies daneben wieder rausgekommen, also offenbar nicht so mein Tag.
Zum Lunchbreak gegessen, nochmal ums Haus geschaut und mit dem Enkel von Mr. Turia (dem Besitzer des Hauses) geredet, ob es denn nicht vieleicht doch Schlüssel für die einzelnen Zimmer gäbe. Gibt es nicht, und vorher hatte er auf diese Fra ge nur gemeint, hier klaue keiner was (was auch richtig ist, nur mitnehmen tun sie Zeug, was ihnen nicht gehört). Aber ich konnte dann in das Zimmer von Emil umziehen, der früh wieder nach Raro zurückgeflogen war, denn der Schlüssel zu Ingüns Raum paßt auch für diese Tür.
Fein, denke ich und gehe zu Neil für den nachmittäglichen Dive, wo ich auch noch Andy's Frau aus Seattle kennenlerne. [Gerade fliegen wir an Atiu vorbei, Mitiaro (nur Zwischenlandeplatz) ist auch schon zu sehen, und Mauke kann auch nicht weit se in.] Sie steigt gerade ein ins Scubadiving und ist dementsprechend nervös. Der zweite Tauchgang war dann von allem her besser als der erste, aber so richtig blendend habe ich mich immer noch nicht gefühlt.
Danach hat mir Neil angeboten, ein Fax auf seinem Compi zu tippen und dann einfach durch's Fax zu jagen, für nur die üblichen 5,50 $/min. Fein, denke ich und jage ein Fax raus, während Neil mich mit selbstgebrautem Bier bei Laune hält . [So, nach der Runde um die Insel mit wahrhaft spektakulären Brechern, besonders am Teoneroa Beach, und dem scan durch Archies Bibliothek, bei dem auch "Momo" auftauchte, sitze ich jetzt hier am Beach von der Lodge (naja, dem Felsen) und hoffe auf e inen wolkenfreien sunset. Könnte eventuell sogar hinhauen...] Leichter Drawback: das Fax brauchte 1.05 Minuten, was mich zwei Minute=11$ kostete. Dann zurück, nach den zwei Bieren auch nicht mehr sonderlich hungrig, so nur Banane geknauscht, und schlafen.

142. Tag

Erstmal eine schlechte Nachricht morgens: kein Tauchen möglich, weil das Meer zu rauh ist; die Hafeneinfahrt ist sehr schmal in Aitutaki und heute unpasierbar, und draußen wäre die Sicherheit am Riff auch nicht gewährleistet. Kein Spa ß, von einer großen Welle mitgenommen und aufs Riff geschleudert zu werden!
Darauf erstmal ein Frühstück mit Donuts frisch aus der Bakery, denke ich, doch: no flour, no donuts! Das Versorgungsschiff ist wieder mal leicht überfällig.
Dann habe ich halt so mir viel Zeit gelasen, bis es dann endlich zu regnen anfing. [Jetzt ist die Sonne endlich doch hinter der großen Wolke am Horizont verschwunden, was vorher ganz gut war: die Brecher, die hier an den Strand laufen, filterten das Sonnenlicht von hinten wie Glas und waren fast transparent: ich hoffe nur, das kommt auf wenigstens einem Dia raus.]
Nach dem Regen, so um 11.00, machte ich mich dann auf zu einem neuen Round-Island-Trip, auf die verschiedenen Marae (ein paar total überwucherte Steine) und nach New Jerusalem: das ist ein Dorf im alten Stil; ich traf dort zwei Frauen, die gerade dam it fertigwaren, Palmenblätter zu Hausdächern zu flechten und jetzt darangingen, Besen zu flechten. Das ganze Dorf formt die sog. Free Church, die 5 Götter anbeten: die klassische Trinität plus Josef und Maria. [Blöder sunset! Tota l unsatisfying! Warum sind die einzigen zwei größeren Wolken genau vor der Sonne?] Sie lebten genauso wie ihre Vorväter, und nur 4 aus dem Dorf arbeiten für Geld, die anderen bauen das Dorf, fischen oder bauen Früchte und Gem&uum l;se an. Meine romantische Notation des Dorfes bekam jedoch einen ziemlichen Knacks, als ich hörte, daß der eine kleine Generator im Dorf fürs Video ist, und die malerischen Strohhütten durch concrete ersetzt werden sollen, wenn erstm al ihr Landclaim gesichert ist.
Von dort aus bin ich dann am Strand entlang, wo auf einer Strecke von sicher einer Meile jedes Stück angeschwemmter Abfall auf einen Ast gesteckt war, von Plastikflaschen über Sandalen und Bierdosen bis hin zu Waschkörben. Ein riesiges Mahnmal gegen den Abfall, und nachdem die Plastikflaschen meist auf die Astspitzen aufgesteckt waren und diese somit am weiteren Wachstum gehindert waren, könnte die message sowas sein wie "Der Abfall erstickt uns alle!" (aber das ist wohl überinterpretiert).
Der weitere Weg zurück führte dann über die Inlandstraße, wo mir auch klar wurde, wo all die 2500 Menschen auf der Insel wohnen: dort oben waren nochmal ein paar Dörfer, die ich von unten da gar nicht vermutet hätte. Ebenfal ls auf dem Rückweg managte ich dann den Rückflugtermin für Do (übermorgen).
Abends dann mit den Neuankömmlingen geratscht (Kiwis), den lp beackert, endlich meine noch in Raro gekauften Spaghetti al tonno gemacht, und dann schlafen gegangen in der Hoffnung, morgen tauchen zu können.

143. Tag

Yeah! Das Meer hat sich beruhigt, und deshalb gehen wir raus zum Deep Dive. Da die Luft in der Tiefe, wo Neil mit mir hinwill, schnell weg ist, rechnen wir mit einem kurzen Tauchgang, und vorsichtshalber hängt eine Ersatzflasche vom Boot in 15 m Tief e, und Neil hat ein kleines autonomes Rettungssystem dabei. Die Stelle, wo wir hinwollen, ist der America's Anchor, und glücklicherweise finden wir ihn recht schnell: ein natürlich mittlerweile stark korrodierter großer Anker aus dem 2. We ltkrieg (die Amis hatten hier eine große Bomberbasis für den Pazifikkrieg), komplett mit der durchgewetzten Ankerkette; recht massiv, das gute Stück. Mein Tauchcomputer zeigt 33,6 m an, mein persönlicher Rekord so far. Dadurch, da&szl ig; wir so schnell dort waren, hatten wir noch Zeit, weiter oben noch eine Runde um den Block zu drehen.
Mittags dann Geld holen und den Flug nach Mauke buchen, nachmittag dann der letzte dive, ich kann mich nicht für eine Kamera entscheiden, aber paßt schon, also nur ein Boat Dive. Was ich noch nie gesehen hatte, waren so hohe und große und dennoch völlig glatte Wellen wie hier, sicher 1,5 m, im Abstand von etwa 40/50 m, und volkommen glatt, wie Hügel in einer Landschaft, nur daß sie sich bewegen und sich beim Auftreffen aufs Riff in spektakuläre Brecher verwandeln. Das Wetter war sonnig, ein Hochzeitspäärchen aus Anchorage war noch dabei, und wie wir den Ankerplatz suchen, sehen wir den Boden in 25 m Tiefe. 25 m! Endlich mal diese richtig gute Sicht, von der jeder erzählt. Also das Gerödel angezogen und auf geht's! Nicht so wie noch auf dem großen Boot von ProDive, von einer Platform mit einem großen Schrit nach vorne, sondern, wie man das im Fernsehen immer sieht, einfach hintenüberfallenlassen. Die Korallenwand unter uns reicht vo n etwa 3 m bis über 30 m und geht dann in recht flachen Sandboden über; etwas weiter draußen kommt dann eine weitere Kante bei etwa 40-50 m Tiefe, von der aus es bis jenseits der Sichtgrenze abfällt. Erstmal die Wand entlang nach unte n, bei 25 m entschließe ich mich dann zu stabilisieren (erstens sollte jeder Tauchgang weniger tief sein als der vorhergehende, und zweitens hält die Luft länger vor, ich hatte eh nur 200 bar (sonst meist 220/230)) und schwimme einfach mal raus ins Blaue. The Big Blue. Eine unglaubliche Farbe, die Sonnenstrahlen kommen immer noch durch, wie im Swimmingpool in 2 m, nur daß die Oberfläche inzwischen aus meinem Gesichtsfeld verschwunden ist und es unter mir sicher nochmal so tief weitergeht, während ich langsam über die zweite Kante hovere. The Big Blue. Der Film ist die beste Visualisierung dieses Erlebnisses, die ich kenne, aber Film und Erlebnis sind so weit voneinander entfernt wie beim Kamasutra. The Big Blue. Trotzdem muß ich den Film nochmal sehen, nachdem ich jetzt das Verständnis dafür habe. Zurück, ein bissl Korallen gekuckt, einen (lebenden!) Einsiedlerkrebs in 15 m Tiefe gefunden, ewig den Sicherheitsstop ausgede hnt und nach 1 h wieder hochgekommen. Wow. So muß Tauchen sein. Auch wenn die Korallen beileibe nicht so farbig sind und die Fische nicht so viele wie im GBR. Evtl. gehe ich in Hawaii nochmal tauchen, wenn die Bedungungen stimmen.
Später dann noch ein Fax gebastelt, das ich kürzer hielt als das letzte, um unter einer Minute zu bleiben, und prompt 2:18 dauerte, auf das ich aber trotzdem keine Antwort erhielt; zurück, geratscht, gegessen, geschlafen.

144. Tag

Morgens endlich die donuts bekommen, das große Ereignis war endlich wahrgeworden, das Schiff war da und hat Mehl gebracht.
Flug nach Raro, halbe Stunde später Flug nach Mitiaro und weiter nach Mauke. Am Flughafen traf ich auf Kura, die Gastgeberin in der Mauke Cove Lodge, die mich dann mitnahm und erstmal einquartierte, bevor wir zu ihr zurückfuhren, wo es lunch gab , und ich Archie, ihren Mann, kennenlernte. Vincent (von Caqelai) hatte mir diesen Platz empfohlen, und sie erinnerten sich an ihn, Archie ist eine fülligere Version von Sean Connery, auch Schotte, und ist hier der einzige Arzt auf der Insel (bei 650 Einwohnern), seit 11 Jahren, insgesamt seit 30 Jahren in den Cooks. Eine echte Persönlichkeit, mit einer riesigen Bibliothek, ein paar neuen Ausgaben von Time, New Scientist und PCWeek (lechz!), einer riesigen Videothek und einem hervorragenden HiFi . Für ihn ist schon Rarotonga zu busy, geschweige denn richtige Städte!
Nachmittags dann fuhren mich seine Verwandten, die gerade da waren, im Jeep etwas durch die Gegend. Einer der interessanteren Punkte: the divided church. Die erste Kirche auf der Insel, eine Gemeinschaftsproduktion der beiden D&oum l;rfer hier; der Bau ging wohl gut voran, bis Zwistigkeiten über den Innenausbau ausbrachen und eine Wand in der Mitte errichtet wurde, hinter der jedes Dorf seine eigene Hälfte nach seinen eigenen Plänen gestaltete. Als dann schließl ich der minister eintraf (wohl so etwas wie der Pfarrer in der CICC), fand der eine geteilte Kirche blödsinnig und verlangte, die Wand wieder einzureißen, worauf beide Dörfer nur eingingen, wenn er die Messe mit einem Fuß in jeder H& auml;lfte zelebriere. Was er seither so getan hat.
Dann durch das Inland, hm, ne Insel halt, und weiter außenrum. Netter Fakt am Rande: man sieht hier relativ viele Tennisplätze. Warum? Verbraten von NZ-Hilfsgeldern. Ein typischer Fall von Pacific Islander Wirtschaften. Stattdessen wird Abwasser über Sickergruben, Strom über einen großen Dieselgenerator, der häufig den Geist aufgibt, und Abfall mittels eines großen Lochs im eigenen Garten erledigt. Zum Vergleich: das Schiff in Aitutaki brachte 13 Container, kommt alle 4-5 Wochen, dazu kommt noch, was mit den 5 Flugzeugen am Tag eingeflogen wird, und exportiert wird so gut wie nix, und wenn, sind es Agrarprodukte; d. h. der ganze Abfall aus 13+ Containern bleibt auf der Insel. Was verbrannt werd en kann, wird meist verbrannt, ein halbherziger Versuch zur Aludosenverwertung ist im Gange, aber Neil erzählte, der Mann, der es betreibt, braucht 6 Monte für eine Containerladung voll, und der Rest kommt einfach in große Gruben (1,5x2,5x 2 m) im eigenen Garten. Wie der (US-stämmige) Manager des Rapae so schön sagte: "We can't afford a proper solution, but in a few years time we can't afford not to have one either." Fahrräder sieht man hier recht selten, dafür ist jeder auf dem Roller unterwegs. Der einzige echte Lichtblick, in Aitutaki und auch schon in Raro ist die ubiquitäre SolaHart-Warmwasseranlage auf dem Dach: wer sie nicht hat, hat meist gar kein Warmwasser.
Aber zurück zum Tag: in der Brandung von Teoneroa Beach habe ich jede Menge Bilder verknipst, weil die Wellen gar zu spektakulär an den Strand rollen. Da ist die Kamera wieder mal hoffnungslos der Realität unterlegen : zum einen bietet sie nicht so viel Gesichtsfeld, zum anderen keine Bewegung und zum dritten nicht das Geräusch. Die anderen Beaches waren dagegen recht bedeutunglos, und auch der Sonnenuntergang vom Beach der Lodge war nicht aufregend. Dafür w ar das Dinner sehr angenehm, Archie ist einfach wunderbar distinguiert und kann gut erzählen.

145. Tag

Hauptsächlich gehookt gewesen von General Sir John Hacket: "The Untold Story of the Third World War", ein höchst plausibles Buch über die Geschehnisse im August 1985, als die Sowjetunion versuchte, eine stabile Linie am Rhein aufzubauen, un d das Mißlingen dieser Vorgabe all den unterdrückten Satellitenstaaten signalisiert, daß ein Abfall wohl möglich ist, was mit der Auflösung der SU entlang der 1991-Linien endet. Gelesen auf der Terasse, am St rand und im Bett.
Um 4 gab's Rugby, das eine Dorf gegen das andere, mit alles in allem wohl gut der halben Bevölkerung der Insel anwesend.
Abends bin ich dann auf das lokale Großereignis, den Tanz gegangen. Putai nahm mich nicht nur dorthin auf dem Roller mit, sondern auch dort gehörig in Beschlag, aber einige generelle remarks lassen sich doch geben: Tanzen ist in der Regel paarw eise, selbst wenn man sich dabei nur gegenübersteht in 2-3 m Entfernung. Viele von den Jungs waren schon hackedicht, und um 11 war's dann aus, eine Dreimanncombo mit Maori- und internationalen Songs. Alles in allem werden etwa 30-40 Leute dagewesen s ein, etwa halbe-halbe (zählt man die Bierleichen als solche, etwa 60-40). Gesamte Illumination in dem Cargoshed war eine rote und eine grüne Glühbirne, und 2 $ hat's gekostet. Oder nur für papas (das hiesige Wort für Fremde)?

146. Tag

Immer noch das Buch. Diesmal auf der Terasse, und wieder am Teoneroa Beach. Und endlich ein vernünftiger sunset! (oder war das am Freitag?) Gerade komme ich von einer recht intensiven Begegnung mit der Inselkultur zurück. Putai hatte mich gefragt, ob ich mit ihr zum Hausi gehe (Bingo, von Father John, dem Kath. Priester durchgeführt in der Halle neben der festungsartigen alten Kirche). Klar, sagte ich, und um 8 Uhr holt e sie mich mit ihrem Roller ab, den wir dann bei ihr stehenließen, was ungefähr auf halbem Wege liegt. Ihre Mutter (das Wort "Matrone" fällt mir zu ihrer Beschreibung ein) begrüßt mich mit dem klassischen Schmatz auf die Wange, ist aber ansonsten so skeptisch wie jede Mutter. Auf dem Weg zum Hausi erfahre ich, daß sie 19 ist und ein Kind hat, ein Baby, das ich vorher gesehen hatte und auf einige Monate schätzen würde. Ups; ich hätte sie für 14-16 gehalt en, und dachte schon, hier könne wohl jeder einen Roller fahren (Fahrräder habe ich hier fast keine gesehen). Das Hausi war in hohem Maße uninteressant, so eine von den Expat-pommie-Beschäftigungen, die aus Langeweile eine Kunstform m achen; keiner, außer den Kindern vielleicht, ist so richtig interessiert, schon gar nicht Father John, ein Holländer, der die ganze chose leitet; es ist eher besser als überhaupt nix tun Samstag abends. Trotzdem, eine Runde spielen wir mit , ein Blatt für 20 c, aber gewinnen nix, obwohl Father John nicht nur dem ersten einen Preis zuspricht, sondern durch unerbittliches "Carry on!" es schaft, etwa der Hälfte der Teilnehmer ihren Beutel Erdnüsse oder ihren Mangodrink zu verpas sen. Auf den sichtlich zu Tode gelangweilten Blick von Putai, die wohl schon ein oder zwei Abende zu oft dabeigewesen war, reagiere ich mit dem Vorschlag, am Hafen ein wenig zu ratschen.
Dabei kommen interessante Dinge über die Geselschaft hier heraus: so ist es durchaus normal, mit 10 oder 12 das Boy-Girl-Thing zu kennen. Auch ein Fall wie der ihre, ein Kind zu haben, ohne verheiratet zu sein, ist hier durchaus die Regel. In ihrer F amilie sind sie 9 Kinder, aber bis zur doppelten Anzahl gebe es hier auf der Insel. Gossip scheint hier ein genausogroßes Problem zu sein, wie man es erwartet auf einer Insel mit 650 Einwohnern und fast ohne Fernsehen; so wird uns vermutlich schon s eit gestern abend schon ein boyfriend-girlfriend-thing nachgesagt, auch wenn da nix ist. So what (sagt sie glücklicherweise auch). Aber jetzt zu den eher disquieting facts dieses Tropenparadieses: für die kiddies scheint Rauchen und Saufen eine Art Sport zu sein, und betrunkene Achtjährige (8!) scheinen durchaus vorzukommen. Werden sie dabei erwischt, oder bei einem boyfriend-girlfriend-thing, sind gut und gerne 2 Wochen Suspendierung von der Schule drin, was bei den Ausgeschlossenen nur zu Alk-off-limits-Konsum führt; sie selber, und ich halte sie noch für relativ vernünftig, hatte wohl eine Suspendierung im Jahr. Ein Baby zu bekommen, ist ein Grund für den Rauswurf aus der Schule, was 3-4 Mädchen um die 16 jedes J ahr passiert. Überhaupt die Schule im Pazifik: das System hier und auch in Fiji scheint wesentlich rigider zu sein als bei uns, das Lineal über die Finger gezogen zu bekommen, ist hier immer noch gängige Disziplinierungsmethode.
Ebenso jetzt: als ich sie heimbringe, steht ihr Dad in der Türe, mit diesem nichts gutes ahnen lassenden Ausdruck in der Haltung, reißt sie bei den Haaren ins Haus und wirft sie unter lautstarken Vorhaltungen in Maori seitlich, so daß ich es nicht sehen kann, vermutlich auf ein Bett. Ich, der ich in der ganzen Szene keines Blickes gewürdigt worden bin, stehe einige Momente verdattert herum, komme mir ziemlich fehl am Platze vor, weil ich auch nichts von dem verstehe, was der erregte Vater auf Maori schimpft, gehe unentschlossen ein paar Meter Richtung Straße, bleibe wieder stehen, als sich eine Figur aus dem Schatten des Hauses löst und mir erklärt, daß das Baby geschrien habe und der Vater deshalb erzürnt sei. Und daß es jetzt besser für mich sei, nach Hause zu gehen. Was ich dann getan habe.

147. Tag

Rest Buch, eine falsche Kirche (protestantisch, mit einer ständig bemannten Kanzel in der Mitte in 3 m Höhe, viel Wort im Einpeitscherstil und wenig Gesang, und alles in Maori), und eine Höhle mit einem tiefen, süßwassergefü llten Crack, in der sich dem Vernehmen nach schon mal die Bevölkerung vor den nahenden Kannibalen aus Atiu, der Nachbarinsel versteckte.
Abends dann mal wieder mit Archie und der Familie.

148. Tag

Gemütlich gepackt, lange Verabschiedung, jetzt im Flieger nach Raro. Dort erstmal Post holen (hoffentlich ist auch welche da), dann Photo für Neil machen, der Ausweis braucht noch ein Bild, und dann Zeit totschlagen bis zum Abflug.
Warum eigentlich kam bis jetzt immer und überall der Brief von daheim an und der Brief von Schatz nicht?
[Mahalo zw. Kauai und Kona:] [Heidenei, warum wackelt das denn so?]


Versuch einer Südseezusammenfassung: Wasser in allen Farben, laid back, die Polynesier haben keinen Geschäftssinn, aber viele Kinder, sound of the south sea ist ganz eindeutig der Hahnenschrei, jede Familie hat ein paar, und morgens ist es schon recht deutlich. Warm oder heiß, wenn's regnet, dann richtig, aber dafür meist nur kurz, Kokospalmen all over, Riffe überall, Taro. Fisch, Chicken Curry mit ganzem chicken in kleine Teile gechoppt (in Fiji), Kava (in Fiji), homebrew bzw. J ungle Juice (in Raro)...
Ärgerliche Überraschung im Duty Free in Raro: Filme kosten 12-15 $, also kein Schnäppchen. Dafür darf ich (zum ersten Mal überhaupt, wenn ich mich nicht irre) mit einer 747 fliegen, auf einem Fensterplatz (prima: Nacht über d em Pazifik ist wirklich ausnehmend spektakulär), aber ich hatte die ganze Reihe für mich und konnte so ein bissl schlafen, nach dem Essen und dem Reinschaun in "Jungle Boy", nett gemacht, aber nicht fesselnd genug. Trotzdem war's schon recht fr& uuml;h in Hawaii.

Fragen, Kritik, Anregungen an Gregor Giebel.
© Gregor Giebel 1995

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