109. Tag

630 aus dem Haus, dem Bus nach Picton, elend gefroren, von dort die Fähre nach Wellington genommen. Dort traf ich dann wieder auf den anderen bunch, der gleich aus Nelson weitergehitcht war. Noch auf der Südinsel die Marlborough Sounds waren es tatsächlich wert, nicht noch in der Nacht gefahren zu sein; zwar nicht sooo genial wie Fjordland, aber auch schon ganz gut. Und jetzt in Wellington muß ich nach dem Typen vom sustainable energy forum fahnden, morgen ist langes Wochenende (Mo ist Feiertag, Queen's Birthday).
In Wellington eingecheckt, alle hier sind ziemlich unfreundlich, wahrscheinlich eine Art Hauptstadtkomplex ("Wenn wir nicht richtig arrogant sind, sind wir auch keine richtige Hauptstadt!"). Gerade stöbere ich durch einen Buchladen, da finde ich von Rizzoli/NY The New German Architecture, by GG Feldmeyer. 2 Dinge: erstaunlich viel ist in Bayern, oder FFM und Berlin. Hamburg hat nur einen entry (Gruner+Jahr). Hingegen, und da sind wir beim 2. Ding, hat Pullach auch seinen Eintrag: S. 116, Thomas Herzog, Zweifamilienhaus -> das rote in der Kagerbauer! Und das lese ich 16.000 km von zu Hause!
Wow. Ich habe eine Stunde in einem Café, "Cafe Hallelujah", offenbar von der Wellington Full Gospel Church betrieben, und genauso ist die Musik hierdrin. Aber das "wow" bezog sich eigentlich darauf, daß ich ausnahmsweise mal nicht drastisch hinterher bin mit dem Schreiben! Ich habe noch nicht mal einige Postkarten, nur die an die Mechthild, von der ich die Adresse nicht habe, und zwei weitere (oder so), an wen, weiß ich noch nicht. Wohl eine nach hause, und eine an Schatz, für die ich gerade das Geburtstagsgeschenk vorbereite. Haha! Große Überraschung! Aber hier schreiben kann ich's ja, das liest eh keiner, bevor das Packl da ist... [das dann nie ankam - ] tu ich aber nicht. Ganz was anderes: meine Jeans weart jetzt langsam aus (Diesel Jeans don't die - they just fade away!). Aber wenn das Loch noch wesentlich größer wird, wird das wohl ganz schön schattig überm Knie. Was soll ich tun: die Jeans nicht mehr waschen? (Iiiiih.) Oder eine neue schon hier kaufen und 90 Tage über den halben Planeten schleifen? (Neee.) Oder Frieren? (Brrrr.) Rhett, Rhett, was soll ich nur tun?
"Leon" war mehr so hard stuff. Aber gut! Hinterher hat's dann ganz eklig geregnet und gewindet, ich hab' mich mit meinem bissl Hunger ins KFC geflüchtet und dabei herausgefunden, daß die nicht mal Pommes gut können. Abends im "Rowena's" war dann das Bett schlecht, ein Typ zusätzlich schlief auf dem Fußboden, und um uns herum war Party.

110. Tag

Morgens früh war schon wieder Party, dafür war die Dusche kalt. Bingo! Ich wollte eine Beschwerde ins Gästebuch eintragen, aber die haben nicht einmal eine Spalte für comments. Werden schon wissen, warum. Jedenfalls bekam das Hostel den (vorläufigen) Spitzenplatz in meiner persönlichen "Schlechtestes Hostel irgendwo"-Hitliste. Dann zwei Stunden in Wellington rumgelaufen, einen Shop haben die da mit 4000 Magazinen, und ich hatte fast vor, mir eine Zeit zu kaufen, aber 20 $ für eine drei Wochen alte Ausgabe fand ich dann doch nicht ganz angemessen. Interessanterweise verhökern die den European für 12 $, over the Tasman kostet er 4! Old St Pauls war immerhin schön, ganz aus dunklem Holz, hat eine ganz eigene Atmosphäre da drin. In den Nat Archives durfte ich dann noch einen Blick auf den Treaty of Waitangi werfen, -> lp for details. Um 1215 dann den Bus nach Napier mit Umsteigen in Palmerston North. Eine komplette Art-Deco-Stadt, erbaut nach einem 7.9-Richter-Erdbeben am 2. 2. 1931 im aktuellen Stil -> Art Deco! Einige Gebäude sind auch im Spanish Mission Style, so Santa Fe und die Ecke. Eingecheckt im Criterion Hotel, so nah liegen gut und schlecht zusammen, das ist hier das beste Backpacker so far. Erstmal in den Spa (!), dann endlich geduscht und in der Stadt ein wenig rumgelaufen. Eine kleine (gute!) Pizza und ein garlic bread takeawayt und 4 h Star Trek auf dem Tellee geguckt, erst ST 6, und dann 2 Folgen ST:TNG. Dann auf ins Nightlife: Masonic Hotel, bissl abgetanzt, dann ins Bett.

111. Tag

Lang geschlafen (endlich mal wieder), im Brodskys mit 2 Zeitungen gefrühstückt, dann auf den Art-Deco-Walk gegangen. Sehr gut gemacht. Was habe ich alles über Art Deco gelernt: es ist nicht Jugendstil, der heißt Art Nouveau, hat aber von diesem den integralen approach übernommen, typische Formen sind der Ziggurat (-> Chrysler Building), der Sunburst, der Brunnen, und generell die geometrischen Formen, auch Zigzags. Interessante Details hier: der Art Deco Trust und die Wiederbelebung der Stadt als Art Deco Stadt datiert erst von 1985, und erst kürzlich sind die ganzen Straßen redevelopt worden, incl. passender Gullydeckel (mit Sunburst- und Wellenmotiven), Pflasteranordnung passend zum Shop dahinter (-> Ostia) und Art-Deco-Farbgebung. Und der erste Wiederaufbauer nach dem Erdbeben entschied sich für Nieten statt Schweißen, weil das mehr Krach macht und so der Community signalisiert, hier passiert was. Außerdem habe ich in dem angeschlossenen Art-Deco-Shop ein Geburtstagsgeschenk im Art-Deco-Stil aus Paua-Shell entdeckt, Ohrclips mit passender Tuchschließe. Außerdem bin ich draufgekommen, daß "Happy Birthday, Schatz!" weniger Buchstaben benötigt als "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Schatz!", was mein Geburtstagsprojekt etwas vereinfacht. Zurück dann ins Backpacker, erst mit den Buchstaben rumgespielt, dann zum Essen gegangen (Cajun Fish, eine Abart von Fish&Chips, wieder im Brodskys). Dann wieder vor den Fernseher, Prince of Thieves, endlich mal in Englisch. Bett.

112. Tag

Das geniale CafF zum Frühstücken entdeckt, CafF Anatole, wie ein Wiener Kaffeehaus, Zeitungen, Wasser zum Kaffee, gemütliche Korbstühle, liebevoll gemacht und nicht mal teuer. Dann zurück, die Buchstaben geschnitten und die ersten Photos gemacht; die Leute waren schon etwas irritiert, fanden es aber dann eine gute Idee. Viel lästiger waren die Mengen Wind, die die Buchstaben wegzuwehen versuchten, weshalb alles viel länger dauerte als projektiert; anstatt das perfekte Photowetter auszunutzen und alles fertigzumachen, war nur das "ATZ!" an der ASB-Bank, das "DAY," an der Rainbowstage und das "PY" an der seltsamen Leuchte möglich. Noch einiges zu tun also. Und time flies!
Danach habe ich dann wieder eine neue Erfahrung gemacht, im letzten Land, wo das noch geht, nämlich Hitchhiking! Was zunächst eine recht zugige Erfahrung war, die erste Dreiviertelstunde, bis mich dann dieser Knabe bis zum Abzweiger nach Taupo mitnahm, von wo aus ich dann sehr schnell weiterkam. Ian aus Whakatane, mit seiner kleinen Tochter. Gute Unterhaltung die ganze Fahrt lang, und er hat mich auch genau an den Backpacker abgesetzt, wo ich mich mit Tina aus Gomaringen, die ich in Napier kennengelernt hatte und die auch die Photos gemacht hatte, treffen wollte. Darüberhinaus drängte er mir seine Adresse auf, und ich solle sie ruhig jedem weitergeben, der in seine Richtung fahre und eine Anlaufpunkt brauche! Recht ungewöhnlich, für europäische Maßstäbe. Und wer steht um den Billardtisch herum? Smokey und Anita vom West Coast Express! Monika war auch da. So klein ist die Welt! Abends ging's dann in die Attraktion Taupos, die ACBaths, natürliche warme Quellen mit einem Pool (33°) und Spas (41°). Fein. Zum Essen (und Feiern) dann noch ins Margarita's, der einzigen Bar, von der wenigstens ein bissl Atmosphäre erwartet werden konnte an Queen's Birthday, der übrigens hier Bank Holiday ist und in GB nicht.

113. Tag

Walk zu Haka Falls (hm.) und Craters of the Moon, wo die vulkanische Aktivität bis an die Oberfläche dringt, mit fumarolen, blubbernden Schlammbädern, Dampf allüberall und einem (nicht extremen) Geruch nach faulen Eiern. Zum Abendessen im Woolworth (hier ein normaler Supermarkt) das wohl billigste Steak ever gefunden, 360 g Rumpsteak für 2.18 $! Abgesehen davon bin ich müde, so richtig, wie total urlaubsreif. Am liebsten hätte ich ein paar Tage in Napier ausgeruht, aber auch so ist mein Zeitplan für die Nordinsel schon eng genug, auch wenn praktisch täglich ein Flieger nach Fiji geht, ich also gut umbuchen könnte. Jetzt brauch ich noch ein Bier (Happy Hour im Margarita's: 9-10 pm, 2$ / Pint Mac's Gold), um das Steak (und die Überdosis Bohnen) runterzuspülen, und dann geht's ab ins Bett.

114. Tag

Waitomo Caves: ein Auto gemietet, durch's Land gefahren (mit Monica, Smokey und Anita), dann in Waitomo Black Water Rafting gemacht: mit einem wetsuit (einem dicken!) und einem Autoreifen durch die Höhle, und den Bach, der die Höhle gemacht hat. Zweimal ging's über einen Wasserfall; das erste Mal war's echt scary, wir sind einfach durch's Dunkel getrieben, hörten den Wasserfall näherkommen, wußten nicht, wo, wann, und wie tief, saßen da in fast völliger Dunkelheit, nur gemildert durch die Glühwürmer, die wie grüne Sterne an der Decke hingen, aber die Eingangsnähe, wo sich noch genügend Insekten hinverirren, um eine vernünftige Population zu ernähren, hatten wir hinter uns gelassen, also war es pitchblack, das Wasser rauschte irgendwo weiter vorne einen wie auch immer gearteten Fall runter, und allen rutschte das Herz in die Hose, die tief im eiskalten Wasser hing... Lediglich der guide, der diese Tour wohl nicht zum ersten Mal machte, gab uns etwas Vertrauen (wenn auch nicht sein Humor, der so schwarz war wie die surroundings). Als er aber sagte, er geht schonmal vor, und uns unserem Schicksal überließ, war die Panik nicht mehr weit. Aber alles kam ganz anders: plötzlich, mit einem passenden "BUH!", machte er seine Lampe an und zeigte uns den Wasserfall: 2 1/2 m, mit einer Leiter, aber die Methode, um dort runterzukommen, war etwas abenteuerlicher: einfach sich rückwärts mit (in) den Reifen fallen lassen. Einen weiteren Sprung und eine Wasserrutsche später waren wir dann am Ausgang, recht früh eigentlich, das Höhlensystem war uns recht kurz vorgekommen, dafür, daß es eine Dreistundentour alles in allem ist. Die Duschen hinterher waren dafür zu heiß, ein Fakt, den ich auch noch nie erlebt hatte; aber wenn die ganze Regelung, die man zur Verfügung hat, ein einfacher Schieber mit "Off - Cold - Hot" ist, und die Balance zwischen Off und Hot einfach nicht zu finden ist, kann das zustandekommen.
Tatsächlich ist das der typische Duschhahn, dem man hier in Neuseeland begegnet; nicht diese schnieken Einhandhebelmischbatterien, die in Deutschland mittlerweise Standart sind {Ideal Standart sogar}.
Hierbei eine Bemerkung am Rande über NZ-Waschbecken, die mich schon lange aufregen: warum haben sie immer einen Heißwasserhahn, der zu heiß, und eine Kaltwasserhahn, der zu kalt ist? Anstelle eines Hahnes für beides? Mittlerweile nervt mich das tierisch.
Und noch eine Anmerkung dazu: in neuseeländischen laundry-Becken gibt es überhaupt keinen Warmwasserhahn; selbst, wie mir farmerfahrene Mädels bestätigt haben, in der Schafscheisseindustrie gibt es sowas nicht, die waschen mit kaltem Wasser, aber dafür mit viel Waschmittel, aber so ganz raus bekommt man das Zeug damit auch nicht.
Auf der Heimfahrt sind wir durch Te Kuiti durchgekommen, "The Sheep Shearing Capital of the World", mit der (farbenprächtigen) 5-m-Statue eines Scherers. Abends habe ich mir dann Röstkartoffeln gemacht, mit Zwiebeln, Champignons und Ei. Yummy! Und hinterher mußten wir noch in den pub, Abschied feiern.

115. Tag

Morgens erstmal das Fax von Schatz abgeholt, dann das Auto weggebracht, wo durch einen Fehler des Verleihers uns nur 65 $ statt der erwarteten 100+ berechnet wurden, dann Monica und Smokey Richtung Napier verabschiedet und mich mit Anita zum Hitchen nach Rotorua aufgemacht. Ein schöner, sonniger Tag mit Blick auf die schneebedeckten Vulkane des Tongariro NP, fast zu schade zum wegfahren. [Wow, durch Zufall laufe ich hier im Parnell Village durch ein CafF durch, und was mir auffällt, sind zwei Poster von "Albstadt... das Fenster zur Südwestalb", was mir dann doch ein Grund war, mich näher mit dem Shop zu befassen - und das habe ich jetzt davon: einen feinen Apfel-Mandel-Strudel! Jep!]
Aber dann sind wir doch weggekommen, obwohl es so aussah, als würde es verdammt schwierig. Mit einem Zimbabwer, der hier für eine englische Finanzberatung arbeitet. In Bayern war er auch mal stationiert, in St. Ansgar (oder so), offenbar hat's ihm gut gefallen dort. Einen interessanten Talk hatten wir bei der Fahrt durch manmade forest, diesmal dem größten, wo gibt; zwischen seinem embarassment, heimzukehren, weil er (mit 34) immer noch nicht verheiratet ist, und der Entwicklung der SADIC (hält er für eine Totgeburt).
Erster Eindruck von Rotorua: it stinks! Vulkanische Aktivität ist hier deutlich spürbar, aber besser riechbar, überall riecht es wie verfaulte Eier, mal stärker, mal schwächer, oder wie Luft aus dem Verdauungstrakt von Säugetieren. Auf den Rat von Monika hin haben wir im Funky Green Voyager eingecheckt, dem 5-Sterne-Backpacker überhaupt: eine Küche, besser als alles, was ich bisher außerhalb von Ausstellungen gesehen habe, hervorragende Duschen, supersauber, Wintergarten, Spa etc. WOW! Nur der Hauswirt ist irgendwie seltsam drauf. Man fühlt sich wie zu Hause: wie 14 und zu Hause bei restriktiven Bekannten! Dort einen Geburtstagsbrief an Schatz verfaßt, die restlichen Photos verknipst und entwickeln lassen, ein hangi gebucht, was eine Maoritradition ist, im Ort rumgelaufen und auf das hangi gegangen.
Abgeholt mit dem Bus, dann weiter zu einem Maoridorf, wo wir als Besucher auf die Marae durften. Einen Chief mußten wir aus dem Bus küren, der dann unseren Tribe repüräsentierte. Die Begrüßungsriten bei den Maoris unterscheidne sich erheblich von den unsrigen: unsere Gruppe wurde dem Dorf angekündigt durch Muscheltrompetenstöße, dann gingen wir hinter unseren Chiefs (2 Busse) zum Dorfeingang. Das Dorf ist ein paa, eine Siedlung hinter einer starken Palisade. Ein Krieger kam heraus, mit den typischen Bewegungen eines Jägers, und einer speerartigen Waffe in der Hand, deren tödliches Ende jedoch das andere, abgeflachte war. Er versuchte, unseren Chef einzuschüchtern und zu einer Kampfhandlung zu verleiten, und warf ihm einen Farn hin. Auf diesen Farm zu treten wäre wohl nicht gut für uns alle ausgegangen, das Herausstrecken der Zunge im Zuge dieser Herasusforderung geht auf die kannibalischen Traditionen zurück... Unser Chief jedoch hob vernünftigerweise den Farn, das Symbol des Friedens, auf, und der Kieger verschwand wieder. Sodann erschien ein zweiter Krieger und vollführte das Ritual mit dem Chief des anderen Busses. Als nun unsere beiden Chiefs die Farne in der Hand hielten, kam ein dritter Krieger vor's Tor, der eine weitere challenge brachte, und als unsere beiden chiefs auch darauf nicht reagierten, hob er das tapu vor dem Tor auf, woraufhin uns die Frauen von innen einen Willkommensgesang darboten (Haere Mai). Wir zogen dann durch das Dorf in das Haus der Erziehung, die Versammlungshalle des Stammes. Die Männer hatten hier in der ersten Reihe zu sitzen, um die Frauen und Kinder schützen zu können, jalls doch noch etwas schiefginge; noch war die Begrüßung nicht vorüber. Der Chief des gastgebenden tribes hieß uns dann wortreich auf Maori willkommen, und die ganze Bande sang einen Willkommenssong. Sodann entbot unser Busfahrer (auch er ein Maori) eine Entgegnung auf Maori, die abgeschlossen wurde durch unsere beiden Chiefs, die sehr froh waren, die Grüße von den Gästen aus den vier Winden loszuwerden. Sodann sangen auch wir unseren Gästedanksong (irgendwas mit "My little sunshine", was wohl jeder Englischsprachige kennt), und als dann die chiefs noch den hongi austauschten, das Berühren der Nasenspitzen, zweimal, was das Austauschen des Lebensatems bedeutet, waren wir als friedliche Besucher akzeptiert, und die Gastgeber konnten ihrer Pflicht, uns zu unterhalten, nachkommen, indem sie eine Kulturgruppe auf die Bühne schickten, die dann sangen, tanzten und alle mögliche Gerätschaft vorführte. Danach gings ans Essen: die Zubereitungsart war typisch Maori: im hangi-Erdofen. Erst hebt man ein Erdloch aus, füllt Holz rein, deckt es mit dicken Bohlen zu, häuft große Steine drauf und zündet es an. Wenige Stunden später sind dann die Steine Heiß und die Bohlen durch, also sind die Steine unten und man kann das Kochgut (in unserem Fall Schwein, Huhn und verschiedene Kartoffeln, aber genausogut alte Feinde, für die man keine andere Verwendung mehr hat) in speziellen Gefäßen draufstellen, für einige Stunden. Hinterher gibt das sehr zarte Ergebnisse. Das beste Stück Fleisch beim Menschen ist übrigens der Oberschenkel...

116. Tag

Nach Auckland. Morgens die Photos abgeholt, yea, fast alle sind was geworden, nur das "PY" ist nicht sooo toll. Nach einem langen Fußmarsch und einer Stunde (naja, gut einer halben) Warterei einen lift nach Hamilton bekommen, eine weitere Stunde später von Dawn, einer sales managerin für BellSouth, dem Betreiber des hiesigen GSM-Netzes, mitgenommen: ein Anschauungsunterricht für "Powerfrau at work"... sie arbeitet 8-14 h am Tag und bekommt dafür 85.000; das wäre in D wohl sechsstellig. Die Hälfte der Zeit am Telefonieren, hervorragend die Details koordiniert, und nebenbei herausbekommen, wo unser Backpacker ist und uns dort abgesetzt. Sauber! Hier in Auckland dann kurz eingecheckt ins Central City Backpackers, recht zentral gelegen, dann zur Post, die poste restante abholen (nur ein Brief von Muttern und Mary), das Geburtstagspackl für Schatz weggeschickt, darin die Filme vergessen [was aber ganz gut war: das Packl ist bis heute nicht angekommen], durch die Stadt gestrollt, eine kleine Flasche Body Shop Shower gel nachgekauft, nachdem ich die andere in Taupo in der Dusche vergessen hatte und sie dann prompt weg war, im Gopals Essen gewesen, ST:TNG gesehen und danach im Kino "While you were sleeping" gesehen. Fand ich nicht so gut wie "Sleepless in Seattle", die Story war einfach zu vorhersehbar.

117. Tag

Auckland.
[So, eigentlich habe ich keine Lust, aber mein Aufenthalt auf der Insel geht schon wieder gegen Ende, und keine Zeit haben wir ja schließlich alle, und vor dem Lunch beendete ich auch mein Buch (endlich; "The Death and Life of Superman", von Roger Stern, als Roman, über "Gutes Buch" oder nicht will ich hier keine Aussage treffen, aber: I liked it!); also habe ich jetzt keine Ausrede mehr, außer vielleicht, daß schon wieder die Ebbe kommt, und das Schnorcheln ist bei Ebbe schlecht.
Nichtsdestotrotz, heute muß das diary werden, ich verliere sonst völlig track von den Tagen.]
[Man sollte es einfach nicht so lang liegenlassen; mein Gedächtnis beliefert mich einfach nicht mehr mit allen Details, respektive es wird schwieriger, sich zu erinnern. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, daß es Samstag ist:]
Mit Anita hatte ich ausgemacht, mich abends wieder zu treffen, sie wollte zu den Victoria Markets und dort nach einem Drizabone-Jacket für ihre Mutter schauen, während ich einfach nur faul durch die Stadt und die verschiedenen Bookshops strollen wollte; also relativ lang geschlafen, in einem mittelmäßigen CafF gefrühstückt, gegenüber in einem Comicladen geschmökert, zurück zum Reisebüro im Backpacker, dort eine Dreitagestour nach Northland gebucht, dann zum Whitcoulls (großer Buchshop), den Fiji-lp geschmökert und durch die Paperbackabteilung getrieben; eine deutsche Sektion hatten sie auch da, incl. "Der bewegte Mann" von Ralf König. Im Mezzanine entdeckte ich dann einen Focus (wie hier üblich 15 $ für 2 Wochen alt, aber wie hier ebenso üblich kümmert sich keiner drum, ob man ihm ganz liest oder nicht), bevor ich zum Infobüro ging und alles mögliche erfragte, incl. ein CybercafF, von dem ich aber später herausfand, daß ihre Information von einer Aktion letzte Woche im Dymocks stammte, einem anderen Bookshop, durch den ich dann nach einem Kaffee in der Foodhall browste. Der Kaffee war ebenso teuer wie schlecht, aber irgendwie paßt das zu der Stadt. Eine Anmerkung zu Foodhalls: warum gibt es das eigentlich in D nicht? Die Idee an sich ist bestechend: man hat auf einer Art Innenhof jede Menge Tische und Stühle, und außenrum alle möglichen foodstores, typischerweise einen sandwichshop, ein CafQ, ein McDo, einen Vegetarier, einen Chinesen, einen Mexikaner, einen Italiener, einen East-Med (Kebab et al.), evtl. ein Seafood und weitere Spezialitäten. All diese scheinen finaziell unabhängig zu sein, und nur die gemeinschaftskosten für Geschirr und Tische zu teilen. Es ist nicht so cosy wie ein echtes Restaurant, hat aber abgesehen davon viele Vorteile: es scheint für Geschäftsleute zu catern, die immer im gleichen Foodcourt lunchen, und bietet diesen akzeptable Preise, Sauberkeit und große Auswahl. Nachdem sie eine Idee der Neunziger zu sein scheinen, sind sie immer angenehm, freundlich und ohne Bahnhlfshallencharme. Das Herunterbrechen einer großen Eßzone in viele kleine Einheiten ermäglicht zudem vielen kleinen Entrepreneuren, mit geringem Kapitaleinsatz ein kleines Unternehmen zu eröffnen, und schafft wohl damit Arbeitsplätze. Das einzige in D (oder in Europa, for that), was ich in der Richtung kenne, ist das KaDeWe, und inzwischen auch die Schmankerlgassen des Hertie oder Kaufhof in München (und vermutlich auch in anderen Städten). Aber es ist nicht ganz dasselbe, da diese Stände immer noch die Fastfoodbarhocker haben, anstat anständiger Ausstattung. [Witzig, diese springenden Fische: schauen aus wie Trompetenfische, und wenn sie gejagt werden, kommen sie aus dem Wasser und balancieren auf der Schwanzflosse in einem 45°-Winkel über die Wasseroberfläche, wobei sie Distanzen bis zu über 10 m zurücklegen.] Danach, gegen 4.00 Uhr, bin ich zur Waterfront, den Sonnenuntergang anschauen. Dort fand ich außerhalb des Wassersport- und -transportmuseums eine ehemalige America's-Cup-Jacht, die größte Monohullrennjacht, die je gebaut wurde, eindeutiger Sieger der Herausforderer, und Dirty Dennis änderte dann die Regeln und trat mit einem Katamaran dagegen an, was ihr natürlich nicht den Hauch einer Chance ließ. Etwas links davon fand ich dann zwei etwas eher ausgeschiedene Boote von diesem Jahr, Team New Zealand (oder waren sie die Boote für die challenger series?). An der princes wharf fand ich dann die neue Rainbow Warrior, 10 Jahre nach der Versenkung der alten, und mit der alten, aber immer noch hochaktuellen Mission, französische Nukleartests im Südpazifik zu verhindern; die Pazifikstaaten haben da eine durchaus verständliche Einstellung: "If it's dangerous, don't do it. If it's not dangerous, why don't you do it under France itself?" Zurück im CCB traf ich mich dann mit Anita, wir hatten nich so richtig entschieden, was zu tun, aber gingen dann Essen beim Chinesenfastfood um die Ecke, sehr gutes sweet-and-sour-pork, und fanden dort die Anzeige von "To live", einem chinesischen Film 100 m weiter. Also diesen angeschaut, eine chinesische Familie von den 1920ern bis nach der Kulturrevolution, sehr chinesisch, sehr ehrlich, sehr gut. Und im OmU. Danach noch auf ein Bier in unsere Kneipe im Backpacker und geratscht.

118. Tag

Morgens mit Anita in wieder einem anderen CafQ gefrühstückt; die CafQs sind ein Exempel für die ganze Stadt: die CafQs sind die Emulation eins guten CafQs, so wie die ganze Stadt die Emulation einer Großstadt ist. Sie begleitete mich dann durch den Park zum Auckland Museum. Für mich das Beste: eine Sektion über die Entwicklung des Menschen, gegliedert nach den verschiedenen Gebieten (Mesopotamien, Ägypten, Industal, China, Mayas etc.). Daß die erste bekannte Stadt Jericho ist, mit einem Alter von 8-10.000 Jahren, war mir neu. Auch die Gegenüberstellung von "Hochkulturen" auf der einen und "primitiven" auf der anderen Seite (Sioux, Inuit, Aborigines, Maori, Zulu etc.) war interessant; davon hätte ich gerne mal eine CD-ROM. Eine andere wirklich empfehlenswerte Abteilung des Museums ist die Maori- und South-Pacific-Islander-Section. Darin eines der größten war canoes ever built, ein 25 m langer Einbaum (!) für 100 Krieger, ein 1870er storage house, so groß wie eine kleine Kirche, mit wundervollen Schnitzereien, und ein Modell eines Maoripas mit allen typischen Tätigkeiten wie fischen, Kanubau, Waffentraining, Steinbruch, Flechten, Gemüseanbau u.v.a. Um 3 gab's dann eine halbe Stunde Maorivorführung, analog dem hangi, aber nicht so lang, und kaum mit neuen Details. Anita hatte dann genug vom Museum, ich strollte noch ein wenig durch die anderen Abteilungen, mäßig interessant, bis ich mich in strömendem Regen auf den Heimweg via Parnell machte. [Heute sind es übrigens nicht mehr diese silbernen Trompetenfische, die springen, sondern große Schwärme von winzig kleinen, mit einem blauen Streifen.] Parnell hatte Sonntag, ansonaten wäre es wohl sowas wie Schwabing gewesen. Nichtsdestotrotz fand ich dort einen feinen Apfelstrudel (-> oben). Zurück im Backpacker traf ich mich dann wieder mit Anita, und ziemlich bald darauf trudelte dann auch Lene ein, die andere Dänin vom West Coast Express, was wir dann in der Bar unten gefeiert haben. Zwischendrin lernte ich Tim kennen, der gerade von 7 Wochen Fiji kam und mir den Tip mit Caqelai (sprich: Çangelai), was die perfekte Insel sei für getting away from it all.
[Natürlich hat man nie einen Photo handy, wenn man ihn gerade braucht: gerade jagte ein Barrakuda (?) einen ganzen Schwarm von den kleinen Springfischen den halben Strand entlang...]

119. Tag

Message an der reception: mein Dreitagestrip nach Northland ist gecancelt, zu geringe Teilnehmerzahl, stattdessen habe ich dann einen Zweitagestrip gebucht. Erster nennenswerter Halt war eine glow worm cave, Kawiti? Es regnete und war kalt, und die Höhle stand zur Hälfte unter Wasser, daher konnten wir nur Badeshorts anhaben. Aber es lohnte sich: diese Höhle war die beste, mit den meisten Glühwürmchen in einer geringen Fläche, besser als ein Sternenhimmel, und for free! Dann der Wasserfall in Whangarei (yet another waterfall). Nachmittags kamen wir dann in Pahia an, in der Bay of Islands, mit Blick auf Waitangi, wo der konstituierende Vertrag von Neuseeland unterschrieben wurde (-> Wellington, Nat. Archives).

120. Tag

Morgens nach Opononi, zum sand duning auf den North Head sand dunes. Rübergefahren mit dem Wassertaxi, dort dann die Sanddüne mit dem Bogeyboard runterfahren und ab ins kalte Meer des Hokianga Harbours, was erträglich war, da die Sonne schien, nicht allzuviel Wind war und man dauernd die Düne hoch hetzte: ein Riesenspaß! (Und nur 7 $!) Dann aber ging's weiter zu der wahren Attraktion Northlands: den Kauriforests. Der Kauribaum ist einer der größten Bäume der Welt, nur übertroffen von den Redwoods in Nordamerika. Doch eine einfache Statistik sagt nichts aus über die Majestät der Bäume, wenn man direkt davorsteht. Durchmesser von 6, 7 Metern und Höhen von 40 m machen diese Bäume zu echten Monsterbäumen, wie aus Geschichten von fremden Welten, wo sich ganze Zivilisationen in Baumhäusern aufhalten (Phillip Jose Farmer-mäßig; oder Krashyyyk und Endor aus dem Star Wars Zyklus). Auch das Dia ist da keine Hilfe; ohne Vergleich sieht man die Größe nicht so richtig, und auch wenn man einen hat, das berühmte Photo vom Autotunnel durch den Baum ist ja recht geläufig, aber wenn man es nicht selbst gesehen hat, fehlt einem doch der Bezug dazu. 1200-1500 Jahre alt können sie werden; der größte jemals gesichtete war etwa doppelt so feist. Später dann im Kaurimuseum sah ich noch etwas in die Details, also Kaurilogging und Kaurigum, der Entsprechung von Bernstein, in teils riesigen Batzen. Abends im CCB ein paar Ozzies, die bei mir Party machten -> disgusting.

121. Tag

Einen freien Tag in Auckland gewonnen, durch die Verkürzung des Northlandtrips. Bissl schade, denn ein Tag in der Bay of Islands mit Swimming with Dolphins wär gut gewesen. So what. Zum Frühstück zu Robert Harris, ein weiteres von den notorisch mediokren CafQs in Auckland, dann zur Post, kein Brief von Schatz, aber einen Nachsendeauftrag für Rarotonga dortgelassen. Was ist das mit der Ingolstädter Post? Dreimal jetzt erreichte mich schon kein Brief von Schatz. Dann Queen Street hoch, durch K' Rd durch, das Rotlicht- und Alternativenviertel, über die Queen-Victoria-Markets zurück und in der Uni vorbeigeschaut, recht uninteressant, und email war auch keine da. Zurück, gewaschen, gegessen, gelesen und X-Files gesehen, kurz geschlafen.

122. Tag: Weiter nach Fiji!


Fragen, Kritik, Anregungen an Gregor Giebel.
© Gregor Giebel 1995

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