122. Tag

Auckland - Fiji. 515 Uhr Shuttle zum Airport, Barbara wiedergetroffen. Der Flieger war voll von Japanern, Auckland-Fiji-Nagoya, glücklicherweise stieg aber kaum einer von denen in Nandi aus; wahrscheinlich waren sie sowieso zu der Zeit schon zu pissed.
Am Airport erstmal Geld geholt, und weiter ins Nandi Bay Motel, billig und paßt schon. Pool und 15 min zum Meer, wo es aber keinen perfekten Strand gab. Auf dem Weg wurde ich von ein paar Burschen gefragt, ob ich Pot wolle. Soviel zu Südseeparadies. Im Motel traf ich auch Lene wieder, die schon ein paar Tage dort war und auf eine Freundin wartete. Ernsthaft "Superman" angefangen.
Um 4 haben wir dann einen kleinen Stroll nach Nandi selber gemacht, ne Stadt halt, mit einen neuen indischen Tempel im Stil von Singapur oder Malaysia. Alles hier ist recht typisch Dritte Welt, bissl heruntergekommen, aber durchaus belebt. Viele Kinder sind zu sehen, und die Fijians sind im Schnitt wesentlich freundlicher als die Inder, die knapp 50 % der Bevölkerung (und dem Eindruck nach 90 % aller Geschäftsinhaber) stellen.

123. Tag

8.00 Uhr mit dem Bus nach Suva, 11.00 Boot nach Leleuvia, von dort aus um 3.00 weiter nach Caqelai. Leleuvia war so, wie ich mir ein Island Resort vorstelle: viele Leute auf einer kleinen Insel, einige mit Bier in der Hand, meist am Strand.
Caqelai hingegen war perfekt. (Die Aussprache lautet übrigens Thangalai.) Die gesamte Mannschaft besteht aus Männern, Lidia kommt jeden Morgen aus dem gegenüberliegenden Dorf herüber und kocht prima, die Unterbringung ist in kleinen Strohhütten, sog. Bures, die Insel hat einen durchgehenden Sandstrand, ca. 10 - 15 min zu Fuß rundrum, viele Palmen, Klo und Dusche sind recht spartanisch, und außer Barbara und Tanja, einer Pommie, die sich uns (naja, Barbara) angeschlossen hatte, waren SueEllen und Patty aus den Staaten sowie ein italienisches Paar aus Florenz da. Punkt. Sonst niemand. Quindi: perfetto! Zur Begrüßung gab uns dann Dan, der ein Augenproblem hatte (Katarakte?), Tee und Kekse, und war recht bestürzt über die Geschäftstüchtigkeit von Emosi, dem Herren von Leleuvia, der uns erzählt hatte, es gäbe keinen Transport von Caqelai auf's Festland, und der uns für den kleinen Hüpfer hierherüber 3 $ pro Kopf abgeknöpft hat, anstatt 2.50 für's Boot (wahrscheinlich wird auch daran schon kräftig verdient; für 5 min Bootsfahrt).
Abends gab's dann die typisch fijianische Kavazeremonie, eine Art Schlammtrinken. Kava ist eine Wurzel, die zunächst in Scheibchen luftgetrocknet wird und kurz vor Gebrauch im Mörser zerstoßen wird. Der hier verwendete Mörser ist aus Metall, etwa 30 cm hoch, in etwa konisch, unten 8, oben 15 cm Durchmesser, und der Stößel ist eine 1 m lange Eisenstange. Das Zusammenwirken der beiden erzeugt ein höchst charakteristisches Dumpf-Tsching... Dumpf-Tsching (oder Fump-Tschingggg... ?), was einer der Töne ist, die die Geräuschkulisse hier definieren. (Ein anderes war das des völlig ungekapselten Dieselgenerators zwischen 6 und 9.) Das so gewonnene Kavapulver wird dann in ein Stück Tuch gewickelt (es gibt Stories über 1 1/2 Wochen lang getragene Socken, die's auch tun sollen...) und in einer traditionellen Kavabowl in Wasser geknetet, bis es eine schlammartige Farbe annimmt. Die Kavabowl ist rund, etwa geformt wie ein Wok, hat 3 Füße, und ist aus einem Stück Holz geschnitzt. Kava selber wird aus polierten halben Kokosnußschalen nach einem bestimmten Ritual getrunken, klatschen, ex, dreimal klatschen, und schmeckt grauenhaft (wie Schlamm halt). Außerdem ist es ein leichtes Narkotikum, die Zunge und der gesamte Mundraum wird etwas taub dabei. Trotzdem, es scheint ein acquired taste zu sein, am dritten Kavaabend ging's schon ganz gut; es ist eh mehr gesellig als der Wirkung wegen. Ebenfalls gut am Kava: man schläft gut und wacht erholt wieder auf, Kava ist nämlich hangover free: (Das Mischen von Kava und Alkohol soll jedoch verheerende Folgen haben, wie mir verschiedene Zungen bestätigt haben...)

124. Tag

Vor Sonnenaufgang wachgeworden, nochmal rumgedreht, und trotzdem pünktlich zum Frühstück gegen 8. Das Frühstück ist im allgemeinen üppig, ein Schnitz Papaya, Muffins (frische!), manchmal pancakes oder Kuchen, häufig eine Banane (eine von den kleinen süßen, nicht diese Riesen-Chiquitateile, die man bei uns im Supermarkt kauft), und häufig das annähernd ubiquitäre Weißbrot. Danach an die Westspitze, schwimmen, lesen und sonnenbaden, Lunch, rübergelaufen zu Snake Island, trockenen Fußes, weil es Vollmondebbe war. Niemand kam an, niemand ging, das einzige Mal.

125. Tag

Sonntag. Kirche. Wir hatten einen kleinen Crashkurs in Fijisitten: wir würden in der Kirche begrüßt werden, und einer von uns sollte dann aufstehen und die Begrüßung erwidern, worauf in der besten aller möglichen Welten die Gäste einen Dankessong zu Gehör bringen sollten. Ich wurde von Patty zum Chef volunteert ("So, who of us is gonna deliver the speech, GREG?"), und mit dem Titel "Ratu" (König) versehen. Für den Song einigten wir uns auf etwas einfaches, was alle kennen, und ein bissl Bezug zu unserer Herkunft aus den unwirtlichen nördlichen Gegenden hat, nämlich "Jingle Bells". Außerdem war eh gerade Julfest, sprich, Halbzeit zu oder von Weihnachten. Beim zweiten Drumbeat sind wir dann rübergefahren; zur Kirche wird mit einem in U-Form ausgehöhlten Baumstamm gerufen, sonntags dreimal am Tag. Die Kirche war ein Backsteinbau, der einzige im Dorf, unverputzt, mit Wellblechdach und einer Plastikplane, die den Sandboden bedeckte. Keine Stühle, keine Schuhe, aber unglaublich schöner Gesang, polyphonisch, von den nur 20 oder so Erwachsenen. Zusätzlich gab es etwa 30 Kinder. Die Männer waren, landestypisch, im Rock, mit Hemd und Krawatte, die Frauen in langen Sommerkleidern, die Kinder von jeder Familie in jeweils der gleichen Farbe. Meine Dankesrede und unser Gesang gingen gut über die Bühne, der ganze Gottesdienst dauerte 1 1/2 Stunden und die Spendensumme jeder einzelnen Familie wurde vorgelesen nach der Kollekte, typischerweise Centbeträge.
Hinterher gingen wir dann zur Familie von Lidia (deren Mann übrigens der Chef vom Dorf ist), wo uns ein Feast aufgetragen wurde, mit Taro, Kassawa, Taroblättern in Kokosnußmilch (Yummy!), Fisch, Chickencurry (das chicken wird einfach incl. Knochen in kleine Stücke gehackt) und weitere feine Sachen. Ein großes Feast, das sie jede Woche machen. Die Männer essen übrigens nicht mit den Frauen zusammen, die kamen vom Kava, als wir schon fertig waren.

126. Tag

Die Italiener gingen, und SueEllen auch.

127. Tag

Barbara und Tanja nach Leleuvia gebracht; schrecklicher Platz, so viele Gesichter, so overcrowded...
Man wird recht possessive mit seiner Insel; jeder Neuankömmling wird erstmal als Eindringling aufgefaßt.

128. Tag

Neuankömmlinge + Kava (incl. singing zur Gitarre).

129. Tag

Vincent ist wohl der interessanteste Kerl, den ich auf der ganzen Reise getroffen habe: kam Montag, travelt seit 4 Jahren, begann mit dem Fahrrad in Hull in England, fuhr durch jedes Land in Osteuropa ausgenommen Albanien, hat jetzt noch gute Freunde in Rumänien, kam dann weiter über Asien, Australien und Neuseeland sowie ein paar Inseln im Pazifik. Er bezeichnet sich selbst als "wordsmith" und schreibt für sein lokales paper eine Seite im Monat. Leisten kann er sich das, indem er nach seiner Scheidung sein Haus, Auto und was weiß ich verkauft hat und jetzt von den Zinsen und ein wenig von der Substanz lebt. Außerdem bekommt man nach einiger Zeit ganz gut raus, wie man billig durchkommt. Und er ist very happy, als "hunk" bezeichnet zu werden. Oder als Fogey?

130. Tag

Patty geht, nicht ohne mich einzuladen, bissl nördlich von Golden Gate. Seit gestern ist es etwas schlechteres Wetter geworden, ein kühler Wind, die Wassertemperatur ist nicht mehr so gut, und die Wellen machen das Schwimmen wenn nicht unmöglich, so doch schwierig. Die letzten Tage habe ich auch täglich geschnorchelt, das Riff ist voller Leben, nur draußen an der Kante zum freien Wasser fühlte ich mich doch unwohl, das Wasser ist dunkelblau und tief, und frei zugänglich für jeden Hai, Barrakuda, Manta oder sonstigen Fleischfresser. Inzwischen kühlt man aber auch dabei ziemlich aus, und die Maske, die das "Resort" zur Verfügung stellt, leckt.
Auch ist mittlerweile der Gedanke, dieses Paradies hier zu verlassen, nicht mehr so grauenhaft wie am Anfang, so ich total fertig vom traveln war und nur meine Ruhe haben wollte. Ebenso ist das Wetter nicht mehr so gut, ich habe zwei Bücher und alles bis auf eine Notration von den "Natur & Wissenschaft" gelesen, mein Tagebuch nachgetragen, alle Postkarten fast fertig, die Adressen übertragen, und Sonntag kommt man hier nicht weg, also gehe ich morgen. Meine Pläne: eine Nacht in Suva, über den Norden der Insel nach Latoka, von dort auf eine der Westinseln, wahrscheinlich eher die Mamanucas als die Yasawas, Mana, Mittwoch abend nach Raratonga, drei Tage Raro, dann Aitutaki, den advanced diver, dann Mauke, dann Hawaii.

131. Tag

Aufbruch von Caqelai. Die Armbanduhr zieht ganz schön am Handgelenk, spürbares Zeichen dafür, daß der Urlaub vorüber ist und ich jetzt wieder selber für meine Zeiteinteilung verantwortlich bin. Glücklicherweise ist das Leben da, wo ich jetzt hinfahre, auch nicht so schnell, so kann man sich langsam wieder eingewöhnen.
Glück gehabt auf dem Weg: ein Engländer oder Amerikaner hat seine Ausgabe der "Chamber" von Grisham gegen meinen "Superman" getauscht, dadurch habe ich jetzt auch wieder was zum lesen.
Suva fühlt sich fast wie Großstadt an, Geschäfte (alle zu), Eisdielen (yummy, aber saut ganz schön die Hände voll), Restaurants, Bars und ein handicraftcentre. Zwei große britische Kriegsschiffe sind im Hafen, die Stadt (speziell am Abend) ist überflutet von Seeleuten. Ein Supermarkt, nein, zwei haben noch offen, erstmal 'ne Dose Coke, das Zeichen für Zivilisation, später ein neues Traveldiary. Der Markt ist genauso, wie man sich das vorstellt in einem asiatischen Drittweltland: viele Stände, die alles zwischen Seeigeln, lebenden Hummern und Tarowurzeln anbieten, winzige Preise, die kleinen süßen Bananen, nicht die großen, etc.
Abends sind wir dann (wir = Susann aus der Schweiz und Heather aus England, kamen am Mittwoch nach Caqelai) in "Braveheart" gegangen, begann langsam, wurde aber dann ganz schön gut. nur das Publikum war so etwas eigen, dauernd schwätzend und bei Schmuseszenen kichernd und kreischend wie Halbwüchsige. Später noch wegzugehen erwies sich als schwierig, da die Stadt um 12 zumacht, bis auf die grattlige "Singles-Bar" und den dubiosen chinesisch geführten Jazzshop, wo dann eh Horden von sailors draußen anstanden. Also doch zurück ins Hotel, wo lauter bekiffte Surferboys lautstark das Rugby World Cup Final verfolgten, auch wenn sie sich am nächsten morgen nicht mehr daran erinnern konnten, wer eigentlich gewonnen hatte (Südafrika, 15:12 gegen die All Blacks / NZ).

132. Tag

Geht schon gut los, kein CafQ ist offen, aber immerhin habe ich eine Bäckerei gefunden, so sitze ich jetzt hier im Hostel (Coconut Inn, mehr nuts als sonstwas), höre lautstarken Raggae aus dem Discman und spüle meinen Creambun und Coconutbun mit Tubenkaffee runter. (Tubenkaffee: eine der großen Erfindungen für den ernsthaften Traveller, nicht so schlecht zu transportieren wie ein Glas Rührkaff, und auch nicht viel schlechter. Danke, NestlQ.)
Nach Nandi, wieder über die Queens Road, es gibt keinen guten public transport über die Kings Road, die Straße im Norden der Hauptinsel. Mittagsstop in Sigatoka. Der Filter von der Kamera ist superverdreckt, ob die Sagrotantücher doch endlich einer vernünftigen Verwendung zugeführt werden können?
Inzwischen bin ich hier zwischen Nadi und Nadi Airport, sitze am Strand, nachdem ich einige Kleidungsstücke und das Handtuch entsifft habe, und schaue dem Sonnenuntergang zu, wie er sich hinter einer Wolke abspielt. Morgen geht's dann raus nach Mana, Sunset Beach soll superspektakulär sein.

133. Tag

Wenn er dann hinter dem Regen überhaupt zu sehen ist. Chissß. Aber Tel Aviv, wie der Franzose sagt. Das Boot ist 2 h zu spät, aber es sieht so aus, als ginge es jetzt langsam los. "Soon", Fiji time.
Ging es dann auch, und die Überfahrt war tropical downpour im offenen Boot, also eher feucht, speziell bei 40 Knoten speed. Mana selber umfaßt 3 Teile, ein großes japanisch gehaltenes Luxusresort, ein Village und 3 Backpackerplaces. Der Beach ist nicht so toll wie in Caqelai, aber paßt schon, das Wetter ist schließlich auch nicht so einladend.
Erstmal geluncht, was sie dankenswerterweise für uns aufgehoben hatten, dann einen Trek um die halbe Insel gemacht, zu sunset beach und zurück an dem kleinen Airstrip entlang, dann vom lookout im Resort den Sonnenuntergang beobachtet, oder besser, die Wolken davor.
Abends dann nach dem Dinner (alles buffetstyle, gut und reichhaltig) sammelten die Kinder und Eltern von Mana mit einem Konzert für eine neue Schule; zunächst hatten sie die Kirche der 7th Day Adventists benutzt, aber die sind dann nach 2 Jahren damit gekommen, daß die Kirche ein Platz für worship ist, und nicht für Schule, also haben sie eine Behelfsschule aus Backsteinen und Wellblech, die offenbar nicht besonders regendicht ist, weshalb sie jetzt eine große schöne Schule wollen, "eventually made of cement". Die erste Hälfte waren einfache gospelartige songs über die Liebe von und zu Gott und Jesus, danach gab es eine kürzere section mit klassisch fijianischem Liedgut, polyphonisch und begleitet teilweise von Bambusrohren verschiedener Länge, die einfach auf den Boden gestampft werden und einen trommelartigen Ton verschiedener Höhe erzeugen, je nach Länge und Durchmesser des Rohres. Außerdem hatte ich den Eindruck, daß ein paar von den Frauen im Erwachsenenchor gar keine waren; ich habe gelesen, daß der Knabenüberschuß einfach in eine Frauenrolle hineinerzogen wird und als eine Art gesellschaftlich anerkannter Transvestit lebt. Was ich jedoch nicht weiß, ist, ob das auch Brauch auf Fiji ist, oder ob hier einfach männliche und weibliche Gene und Hormonhaushalte so eng beieinanderliegen (eine der Damen hatte einen respektablen Vollbart, sang aber einen guten Alt).

134. Tag

Mana in schlechtem Wetter. Naja, bewölkt und windig, immerhin regnet's nicht. Im Moment bin ich gerade auf der anderen Hälfte meines round island trips, aber muß jetzt zurück zum lunch.
Lunch war gut, der Nachmittag verging am Sunset Beach, "Brandenburg" lesend, was mich wohl noch ein paar Tage beschäftigen wird, wenn auch nicht exclusiv. Lauschiges Plätzchen, direkt in der Einflugschneise des Airstrips von Mana, mit dem feinsten Sand so far.
Dinner, Schwätzchen, endlich Schatz persönlich an die Strippe gekriegt, mein Geburtstagspackl ist (nach fast 3 Wochen!) immer noch nicht da; Schweinerei!

135. Tag

Gutes Wetter, gutes Frühstück, guter Schwimm, mit dem "Speedboat" rüber nach Nadi, drei T-Shirts vom allerletzten Geld gekauft (2.95 $ each), viel gelesen, Flughafen. Draußen ist er wie die meisten Drittweltflughäfen, praktisch, funktional und furchtbar nüchtern. Im Duty-Free-Bereich jedoch liegt der wahre treat dieses airports: der größte Duty-Free-Bereich des Südpazifiks, und edel wie der in Singapur oder Hongkong.
Abgehoben Mittwoch, 28. Juni, 18.50, guter Flug, Ankunft Dienstag, 27. Juni, 23.40 Uhr local time / Rarotonga.

Fragen, Kritik, Anregungen an Gregor Giebel.
© Gregor Giebel 1995

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